Technologievergleich und Ökobilanz
von Abwasserreinigungsanlagen in alpinen Extremlagen |
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Kontrolle der Reinigungsleistung
Stoffströme
und Massenbilanzen
Beispiel Geraer Hütte
Beispiel Stuttgarter Hütte
Schlussfolgerung
Stoffströme und Massenbilanzen
Bei der Betrachtung von Stoffflüssen
und Massenbilanzen zur Beurteilung der abwassertechnischen Verhältnisse
an einer Kläranlage sind nicht nur die Zu- und Abflüsse von Interesse.
Insbesonders interne Kreisläufe und hydraulische und biologische Retention
zeigen entscheidende Einflüsse auf das Systemverhalten. Die Bedeutung
der Rezirkulation für die Reinigungsleistung von Biofilmanlagen ist
allgemein anerkannt, da die Kontaktzeit zwischen Abwasser und Biofilm in
einer wirtschaftlich bemessenen Anlage in einem Durchlauf für eine weitgehende
Reinigung nicht ausreicht. Wird der erforderliche Kreislauf nicht innerhalb
der Biofilmanlage geführt, sondern über eine Vorklärung, dann
wird ein verstärkter Ausgleich der Zulaufkonzentrationen erreicht. Diese
Vorgangsweise kann auch auf Belebtschlammanlagen angewendet werden.
Geraer Hütte
Als Beispiel für die Stoffflüsse
an einer Biofilmanlage wird die Tagesbilanz für die Tropfkörperanlage
auf der Geraer Hütte erstellt: Am 4.7.1999 wurde eine Belastung von
29 EGW60 gezählt. Diese Belastung ergibt beim gemessenen Wasserverbrauch
von 6,0 m3/d folgende Konzentrationen:
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Spezifischer
Tagesverbrauch: |
Qd,EGW
= 207 l/EGW/d |
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Organische Zulaufkonzentration
ARA: |
BSB5zu = 60/0,207 =
290 mg BSB5/l |
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Vorklärwirkung: |
BSB5zu = 0,66 * 290
= 193 mg BSB5/l |
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Einfluss der Rezirkulation: |
Qr = 11 m3/d; BSB5ab
= 25 mg BSB5/l |
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BSB5zu = (11*25 + 6*193)
/ 17 = 84 mg BSB5/l |
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Abb. 5.17:
Kohlenstoffbilanz am 4.7.1999 an der Kleinkläranlage Geraer Hütte
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Die in Abb. 5.17 dargestellte
Stoffbilanz wurde durch Mischungsrechnungen ermittelt, ohne die ausgleichende
Wirkung des Retentionsvolumens in der Vorklärung zu berücksichtigen.
Es werden also statische Verhältnisse angenommen und keine dynamische
Zulaufvariation in Rechnung gestellt. D.h. diese Bilanzierung ist nur sinnvoll,
wenn Messdaten von Belastungsverhältnissen vorliegen, die ungefähr
den mittleren Verhältnissen über die Retentionszeit entsprechen.
Wie aus der Belastungsganglinie in der Abb. 5.3 (Inbetriebnahme) ersichtlich,
liegt die Belastung am Messtag etwas über den Verhältnissen der
vorangegangenen Tage. Daher steht der berechneten Zulaufkonzentration zur
Biologie von 84 mg BSB5/l ein etwas geringerer Messwert von 70 mg BSB5/l
gegenüber. Die Stickstoffbilanz ergibt einen rechnerischen Zulaufwert
zur Biologie von 29 mg Nges/l, der ebenfalls über dem Messwert von 22
mg Nanorganisch/l liegt.
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Stickstoffzulaufkonzentration
ARA: |
Nzu = 11/0,207
= 53 mg Nges/l |
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Vorklärwirkung: |
Nzu = 0,9 * 53 = 48
mg Nges/l |
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Einfluss der Rezirkulation: |
Qr = 11 m3/d; Nab =
19 mg Nges/l |
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Nzu = (11 * 19 + 6 *
48) / 17 = 29 mg Nges/l |
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Abb. 5.18:
Stickstoffbilanz am 4.7.1999 an der Kleinkläranlage Geraer Hütte
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Stuttgarter Hütte
Als nächstes werden die
Stoffflüsse einer Belebtschlammanlage bilanziert, und zwar die ESB-Anlage
auf der Stuttgarter Hütte. Am 6.8.1999 wurde eine Belastung von 91
EGW bei einem Wasserverbrauch wie im vorangegangenen Beispiel von 6,0 m3/d
gezählt.
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Spezifischer
Tagesverbrauch: |
Qd,EGW
= 66 l/EW/d |
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Organische Zulaufkonzentration
ARA: |
BSB5zu = 60/0,066 =
909 mg BSB5/l |
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Vorklärwirkung: |
BSB5zu = 0,66 * 909
= 606 mg BSB5/l |
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Einfluss der Rezirkulation: |
Qr = ca. 3 m3/d; BSB5ab
= 45 mg BSB5/l |
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BSB5zu = (3*45 + 6*606)
/ 9 = 419 mg BSB5/l |
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Abb. 5.19:
Kohlenstoffbilanz am 6.8.1999 an der Kleinkläranlage Stuttgarter
Hütte
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Auch in diesem Beispiel liegt
die Belastung am Messtag mit 91 EW deutlich über der Belastung der
vorangegangenen Tage (57 EW im Dreitagemittel). Die erhöhten Zulaufkonzentrationen
werden durch die in der Vorklärung gespeicherten Zuflüsse ausgeglichen.
Daher liegt der Messwert für die Konzentration in der Vorklärung
mit 320 mg BSB5/l unter dem berechneten Wert von 419 mg BSB5/l, der über
die Mischungsrechnung der Stoffströme am Messtag ermittelt wurde.
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Stickstoffzulaufkonzentration
ARA: |
Nzu = 11/0,066
= 167 mg Nges/l |
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Vorklärwirkung: |
Nzu = 0,9 * 167 = 150
mg Nges/l |
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Einfluss der Rezirkulation: |
Qr = 3 m3/d; Nab = 99
mg Nges/l |
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Nzu = (3 * 99 + 6 *
150) / * 9 = 133 mg /l |
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Abb. 5.20:
Stickstoffbilanz am 6.8.1999 an der Kleinkläranlage Stuttgarter Hütte
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Die berechnete Stickstoffkonzentration
von 133 mg Nges/l beinhaltet auch den Stickstoffanteil in organischen Verbindungen,
der ca. 5 % von der BSB5-Konzentration einnimmt. D.h. ungefähr 21 mg
von den 133 mg Nges sind organischer Natur und 112 mg beträgt die anorganische
Stickstofffraktion. Die gemessene anorganische Stickstoffkonzentration in
der Vorklärung betrug am 6.8.1999 106 mg N/l.
Schlussfolgerungen
Die Zulaufkonzentrationen und
-frachten zu einer Kleinkläranlage im Gebirge sind messtechnisch schwer
zu erfassen, vor allem wenn über die Vorklärung rezirkuliert wird.
Die durchgeführten Bilanzen der Stoffströme bestätigen die
in den gebräuchlichen Regelwerken angegebenen Wirkungsgrade einer Vorklärung
(ATV A-131) und die spezifischen Schmutzfrachten pro EW (ÖWAV Regelblatt
1). Die Differenzen zwischen berechneten und gemessenen Konzentrationen
in der Vorklärung verdeutlichen den Unterschied zwischen einer statischen
und einer dynamischen Betrachtung einer Kläranlage mit starker Zulaufvariation.
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2. März 2001