Technologievergleich und Ökobilanz von Abwasserreinigungsanlagen in alpinen Extremlagen logo_life.jpg logo_dav.jpg

Zurück zur Übersicht

Brandenburger Haus

Objektbeschreibung
Abwasserentsorgungskonzept
Anmerkungen
Dimensionierung und Reinigungsleistung

Objektbeschreibung

Das Brandenburger Haus ist mit 3274 m Höhe die höchstgelegene Hütte im Life-Projekt. Die Zustiegszeit zur exponiert oberhalb des Gepatschferners gelegenen Schutzhütte beträgt 5-6 Stunden. Die Hütte wird durch einen Hubschrauber versorgt und auch der Transport der Energieträger Benzin (Benzinaggregat für elektrische Energie), Gas (Heizung) und Holz (Kochen und Heizen) erfolgt auf diesem Weg. Das Trinkwasser wird aus dem örtlichen Schmelzwasser gewonnen, das innerhalb der Hütte in Tanks gespeichert wird. Der Wasserverbrauch betrug bis zur Errichtung der Abwasseranlage maximal 1,5 m3/d, wovon ca. zwei Drittel für die Toiletten- und Pissoirspülung aufgewendet wurde. Das Abwasser wurde bislang unbehandelt in die Randkluft des Gletschers entsorgt. Die Hütte bietet 25 Betten, 80 Lager und 80 Sitzplätze (maximal ca. 61 EGW).
 
Abb. 4.4
Abb. 4.4: Ansicht des Brandenburger Hauses mit der neu installierten Solarkollektoranlage auf der Dachfläche

Abwasserentsorgungskonzept

Infolge der extremen Lage erschien der Aufwand für eine biologische Abwasserbehandlung zu hoch. Zudem wird in dieser Höhe mit der vegetations- und humusfreien Umgebung und tiefen Temperaturen das Schlammproblem als wichtiger erachtet als das Abwasserproblem. Man entschied sich daher für eine Komposttoilette, um auch zugleich die Trinkwasserproblematik zu entschärfen. Die Komposttoilettenanlage wurde auf drei Ebenen angeordnet: Die Toiletten (Damen, Herren, Personal) sind aus Kunststoff und dicht verschließbar. Die Fäkalien und auch sonstige organische Abfälle fallen durch Fallrohre in den Kompostraum (siehe Abb. 4.5) und die Feststoffe bleiben dort liegen, während das Sickerwasser durch eine perforierte Platte dringt und abgeleitet wird. Der aufgeschüttete Fäkalienkegel wird vom Hüttenwirt wöchentlich verteilt und mit Strukturmaterial und Kalk untermischt. Die Feststoffe aus dem Küchenabwasser werden über einen Filtersack abgetrennt und in den Kompostraum eingebracht. Ein- bis zweimal pro Saison wird der Inhalt des Kompostraumes in die angeschlossene Nachrottekammer verschoben. Die Belüftung erfolgt über Tellerventile am Kompostraum und die Entlüftung über eine Leitung zum Dach (links im Bild).
 
Abb. 4.5
Abb. 4.5: Kompostanlage in einem wärmegedämmten und durch die Kollektoranlage geheizten Raum unterhalb der Sanitäranlagen

Anmerkung

Am Probenahmetag konnten in und um die Hütte keine Geruchsprobleme festgestellt werden, obwohl die Toilettenanlage in einem Kernraum des Hauses untergebracht ist. Die Lufttemperatur im Kompostraum betrug 40 °C und das Kompostmaterial zeigte eine trocken-harte, knollige Konsistenz mit sehr hoher Trockensubstanz. Es wird ein jährlicher Anfall von ca. 300 kg Kompostmasse erwartet, die laut wasserrechtlichen Bescheid (mit dem Hubschrauber) ins Tal entsorgt werden muss.


Dimensionierung und Reinigungsleistung

Belastung

 
ARA Brandenburgerhaus
Saisonmittel
Max. Woche 
Max. Tag
Belastung [EW60]
16
50
61
BSB5-Fracht [kg/d]
1.0
3.0
3.66
Abwasserzulauf Q [m3/d]
0.2
0.3
0.37


Bemessung der abtrennbaren Feststoffmenge

Mgesamt,feucht = 240 g/EW60 * 1.400 EW60 * 3 = ca. 1.000 kg/a (gesamte abge- trennte Feststoffmenge)
Faktor 3 für mit enthaltene Menge an Kompostier-Hilfsstoffen
Bei 2 Trockentoiletten ca. 500 kg pro Trockentoilette

Mgesamt,stabilisiert = ca. 300 kg/a (stabilisiert und unter Berücksichtigung der Verdunstung)


Energieverbrauch

Erwärmung des Kompostbehälterraums mittels Sonnenkollektoren und Holzofen mit Wärmetauscher
=> Warmwasser-Heizungssystem

 

Reinigungsleistung

Datum
Trockensubstanz [Gew.%] 
Organischer Anteil [Gew.%] 
Raumtemperatur [°C]
Belastung
[% v. EWmax]
25.07.1999
63
89
40
-- 
25.08.2000
51
79
--
44
06.08.2001
31 - 35
71 - 81
43
31
 
cylarrw.gif Zurück zur Übersicht

28. Mar 2002