Technologievergleich und Ökobilanz von Abwasserreinigungsanlagen in alpinen Extremlagen | ![]() |
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Objektbeschreibung
Abwasserentsorgungskonzept
Anmerkungen
Dimensionierung und Reinigungsleistung
Die Coburger Hütte in einer Höhe von 1917 m liegt im Schongebiet einer kommunalen Trinkwasserversorgungsanlage. Infolge dieser sensiblen Lage wurde von der Wasserrechtsbehörde ein Reinigungsgrad vorgeschrieben, der über die Erfordernisse der Abwasseremissionsverordnung für Objekte in Extremlage hinausgeht. Der geforderte Wirkungsgrad der Kläranlage beträgt hinsichtlich organischer Schmutzstoffe 90 % vom BSB5 (statt 80 %) und 80 % CSB (statt 70 %). Weiters wurde ein generelles Ausbringungsverbot von Klärschlamm erlassen. Diese Auflagen, die Größe der Hütte (180 EGW), die schwere Erreichbarkeit (Fußweg) und der unbrauchbare Bestand bedingten einen entsprechenden baulichen Aufwand.
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Abb. 4.8: Fließschema der Abwasserreinigungsanlage der Coburger Hütte
Die neu errichtete Anlage ist modular aus 4 Becken mit gleicher Geometrie aufgebaut. Die ersten beiden Kammern dienen als Absetzbecken und die beiden weiteren Kammern als B- und SU-Becken eines Biocos Systems. Der Überschussschlamm wird vom SU-Becken in die zweite Vorklärkammer gepumpt und dort gespeichert. Die Anlage wurde in Stahlbeton gefertigt, wobei das Material mit Hilfe eines Hubschraubers eingeflogen wurde. Wegen des felsigen Untergrundes musste das benötigte Volumen aus dem Hang gesprengt werden. Für den durchgehenden Betrieb der Anlage wird ständig eine elektrische Leistung von ca. 600 Watt benötigt. Das neu installierte Pflanzenölaggregat (25 kW) für die Versorgung der Hütte wird nur wenige Stunden pro Tag betrieben. Daher wurde zur Energiespeicherung für den Kläranlagenbetrieb ein Batteriesatz mit 14,4 kWh eingebaut (siehe Abb. 4.10).
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Abb. 4.9: Klarwasserabzugseinrichtung: Die Druckluft wird über den Schlauch zur Heberleitung (grau) geführt, die das Klarwasser in den Probenahmebehälter (orange) pumpt, von wo es in die Ablaufleitung überläuft.
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Abb. 4.10: Batteriesatz im Hintergrund und Ladestation und Wechselrichter im Vordergrund
Die ca. 500 m lange Schlammleitung wird zu Saisonende verwendet, um den gespeicherten Schlamm in den Übergabeschacht abzulassen, wo er von einem Tankfahrzeug abgeholt wird. Von Behördenseite wurde ein Überlaufschwimmer mit Stundenzähler gefordert (siehe Abb. 4.9), um ein mögliches Überlaufen der Kläranlage infolge einer Funktionsstörung oder Überlastung anzuzeigen und zu dokumentieren.
Belastung
ARA Coburger Hütte Saisonmittel Max. Woche Max. Tag Belastung [EW40] 40 80 180 BSB 5-Fracht [kg/d] 1,6 3,2 7,2 Abwasserzulauf Q [m3/d] 3,4 5,0 7,5 Bemessung über die Schlammbelastung in max. Woche:
Vaerob = 3,0 x 1,5 x 2,3 m = 10,35 m3 (Volumen B-Becken)
Maerob = 10,35 m3 x 3,6 kg TS/m3 * 3,7 = 26 kg TS (aerobe Schlammmasse im System)
BTS = 3,2 kg BSB5/d : 26 kg TS = 0,12 kg/kg.d (aerobe Schlammbelastung)
OB = 3,2 x 3 kg O2/kg BSB5 : 24 h = 0,4 kg O2 /h (Sauerstoffbedarf)
Energieverbrauch:
Max. Leistung [W] Max. Arbeit [kWh/d] Mittlere Arbeit [kWh/d] 1200 18,7 18,7
Reinigungsleistung:
Datum CSBAblauf [mg/l] NH4-NAblauf [mg/l] NO3-NAblauf [mg/l] CSBElimination [%] NElimination [%] Belastung
[% v. EWmax]29.07.1999 315 72 4 81 37 -- 08.09.2000 70 41 1 94 74 37 21.07.2001 55 7 16 92 62 43